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Kufstein-Verona 2006 - Siebte Etappe / Teil 1

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Etappe 7: von Rovereto nach Verona (25.08.)
Teil 1: vor der Mittagspause

Heute kommt an die Reihe, was im Bike Alpin Katalog als "Highlight der Tour" beschrieben ist. Wie vor jeder Etappe fragt uns Tobias, mit welcher Länge und wievielen Höhenmetern die Etappe im Prospekt steht. Unsere Antwort: "95Km, 2400Hm, 600Hm hochschieben, 200Hm runterschieben." Sein Kommentar:"Das wird wohl nicht ganz reichen!" Na denn...

Obwohl wir unter der Sonne Italiens in Rovereto starten, sind die Wetteraussichten für den Tag ungewiss. Ungewiss ist damit auch, ob wir die geplante Route einhalten können, denn einige Passagen sind wohl bei Regen zu riskant.

Los geht´s heute schon um 8 Uhr, ein weiteres Indiz dafür, dass die heutige Etappe etwas mehr zu bieten hat. Außerdem spricht Tobias von einem "Point Of No Return". Das hört sich irgendwie so endgültig an.

Und weil das immer noch nicht reicht, gibt es noch ein Handicap: 6 Stunden lang und über reichlich Höhenmeter wird es keine Quelle, Hütte, Kneipe oder sonstige Möglichkeit geben, Wasser zu bekommen (auch kein Bier).

Also packe ich eine zusätzliche Trinkflasche in meinen Rucksack, denn schließlich kenne ich meinen überdurchschnittlich hohen Flüssigkeitsumsatz. Böse Zungen behaupten, man könne an den Salzrändern auf meiner Hose die Pausen abzählen.

Genug der Vorrede und des Einschüchterns. Von Rovereto aus schrauben wir uns Serpentine um Serpinte auf Teer hoch nach Albaredo, wo auch schon der letzte Brunnen auf uns wartet. In 1600m Höhe gibt es zwar ein Refugio Maranza, wo wir vielleicht doch noch Wasser bekommen können, aber man weiß ja nie.

Nach weiteren 900 Höhenmetern erreichen wir das Refugio und es sieht ziemlich verlassen aus, geschlossen wegen Renovierungsarbeiten, also auch nix Wasser. Ich hänge mein Vereinstrikot an einen Antennenmast: "fat tire flyer was here".

Auf dem weiteren Weg in Richtung Passo Buole treffen wir, wie auch schon vorher, immer wieder auf die Überreste von Militärstellungen aus dem 1. Weltkrieg. Auf einem Plateau kurz vor der Passhöhe stehen sogar noch die Ruinen einer ganzen Siedlung. Eine Schautafel klärt uns über die Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Italien Anfang des 20. Jahrhunderts auf.

Wie viele Menschen wohl derzeit schon allein beim Bau der Wege, auf denen wir jetzt biken, ihr Leben lassen mussten? Wir denken besser nicht zu lange drüber nach und fahren weiter zur Passhöhe. Von hier geht es mal fahrend, mal schiebend weiter in Richtung Passo Buole. Dabei folgen wir ständig einem Grat, womit auch die Wasserarmut geklärt wäre.

Mit dem Pass kommt auch der "Point Of No Return". Wir lassen die letzte Möglichkeit, vorzeitig ins Tal abzufahren, hinter uns und sind somit auf Gedeih und Verderb den Fähigkeiten unseres Guides ausgeliefert. Der beruhigt uns mit den Worten:"Das Wetter müsste halten". Frei von jeder Furcht können wir uns also auf den vor uns liegenden Weg konzentrieren.

Fahrtechnik ist jetzt weniger angesagt, denn auf dem Weg zur Cima Levante wird das Bike auf den Rücken verbannt. 400 Höhenmeter steigen wir mit der unhandlichen Fracht auf dem Buckel über Stufen und zwischen Büschen hindurch hinauf. Endlich oben angekommen, werden wir für unsere Mühen mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Der Hormonhaushalt gerät ins Wanken und wir fotografieren uns gegenseitig in allen möglichen und unmöglichen Positionen.

Auch bei der Weiterfahrt zur Cima Carega werden wir von Panoramen nur so überschüttet. Südlich von uns erstrecken sich die Monti Lessini mit ihren pyramidenförmigen, vollständig bewachsenenen Felsvormationen. Im Osten sehen wir den 1500 Meter liegenden Lago di Spee mit dem Pasubio im Hintergrund.

Immer noch bewegen wir uns auf oder am Rand des Grates und meine Trinkvorräte gehen langsam dem Ende entgegen. Im Wechsel geht es mal in Serpentinen bergab, mal eine steinige Rampe bergauf. Dann ist es endlich soweit: in der Ferne lässt sich der Gipfel der Cima Carega mit dem Rifúgio Fraccaroli ausmachen. Um 15.00 Uhr erreichen wir die Hütte, meine Flaschen habe ich bis auf den letzten Tropfen ausgenuckelt.

Auch das Rifúgio verfügt über keine eigene Quelle, das Wasser muss also hochgeschafft werden, anfänglich per Hubschrauber und am Ende mit Hilfe der Muskelkraft des Wirts. Das spiegelt sich dann auch in den Getränkepreisen wieder. Aber es hilft nichts und wir füllen unsere Flaschen und Mägen, schließlich ist der Tag noch nicht zu Ende.


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Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 12. April 2011 um 21:26 Uhr  

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