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Marburg 2004

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MARBURG 2004

Die NEUN Leiden des jungen C.

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Die Snowboardsaison ist zu Ende und schon stehen die ersten Ausritte mit meinem Steppenwolf-Drahtesel vor der Tür. Wer kennt das nicht…der erste Berg…der erste Sturz und natürlich die erste geile Abfahrt. Ich dachte mir: "lass es mal lieber ruhig angehen, denn die alte Form ist noch nicht wieder da wo sie hingehört". Also waren die ersten Touren nie länger als 20 oder 30 km. Mehr konnte ich meinen Beinen nun wirklich nicht zumuten.

Eine Woche später war ich dann nach einem eigenen kleinen Ausritt das erste Mal wieder in der guten alten Schränke eingekehrt (Stammlokal der ftf), wo schon einige Vereinskoryphäen wie z.B. der Präsi, Udo, Mike, Joachim, Andreas und…..an der Theke standen.

Das war Grund genug, dieses Wiedersehen mit 2 gekühlten isotonischen Gerstensäften (natürlich mit Zitronenscheibe) zu feiern. Nachdem ich mir dann einige Bemerkungen über meine Knoblauchfahne anhören musste und die ersten schon wieder Richtung Heimat gefahren waren nutzte der Präsi die Gelegenheit um mich davon zu überzeugen, dass ich mir die kleine 135km Tour Marburg-Siegen doch auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Na ja, was sind schon 135km…….gesagt-getan.

Plötzlich war es Samstag und der Wecker klingelte: "Mist verschlafen, wie immer!"
Ich hatte noch genau 15 Minuten zum Aufstehen, Anziehen, Sachen packen und nach Niederschelden fahren. Super, nur 5 Minuten Verspätung. Wir sammelten die restlichen Flyer
ein und saßen kurze Zeit später (nachdem Joachim noch eine unfreiwillige Bekanntschaft mit einem tief fliegenden Baum gemacht hatte) mit 13 Personen im Zug nach Marburg. Der meist verwendete Satz während der Zugfahrt war: "Balzi, schmeiß das mal eben in den Mülleimer!"

Laune gut, Dummschwätzfaktor gut, was sollte jetzt noch schief gehen? Mein Rucksack war voll bepackt mit 3 Litern Mineralmixgetränk, 4 Bananen, 6 Powerriegeln, Kopfschmerztabletten und dem typischen Biker-Equipment. Ach ja, da waren ja noch meine Schutzbleche, die schon waffenscheinpflichtig gefährlich aus meinem Rucksack ragten. Ernsthaft verletzt habe ich damit aber niemanden.

Wolle, der extra seine Tafel und Kreide eingepackt hatte gab dann Sascha, Mike und mir etwas Nachhilfe in Punkto Muskelfunktionen. Dort fielen dann Worte wie "Adenosintriphosphat (ATP)", "Adenosindiphosphat (ADP)", "Adenosin und Kreatin", "Kreatinphosphat (KP)", "aerobes und anaerobes Training"……. ! 1. Leid: Irgendwie habe ich nur die Hälfte verstanden.

Motiviert von dem neuen Wissen stieg ich dann in Marburg aus dem Zug und setzte mich auf mein Rad. Meine Motto war: "Theorie ist gut, Praxis ist besser!" Die ersten 40km lief alles glatt. Die erste Pause in Gießen hat meinen Beinen ganz gut getan. Mit einem Leberkässemmel gestärkt ging die Tour dann auch schon weiter. Das Sitzfleisch (2. Leid) wurde langsam dünner und der ständige Gegenwind (3. Leid) tat meinen Beinen auch nicht gerade gut. Ich versuchte mich zu erinnern: da war doch was mit nicht länger als 1 Stunde im anaeroben Bereich und Milchsäure im Muskel…….Mist, hätte ich doch besser aufgepasst! Egal, ich war das zweitjüngste Pferd im Stall, also strampelte ich fleißig weiter.

Mittlerweile hatte ich schon einen leicht schmerzverzerrten Gesichtsausdruck, den ich nur mühsam für Fotoshootings in ein freundliches Lächeln umwandeln konnte. In Wetzlar war es dann so weit. "Balzi, gib mir bitte eine Fahrkarte, ich setze mich in den Zug". Nach gutem Zureden der Anderen habe ich mich dann dazu entschlossen, die Gruppe noch bis Dillenburg zu begleiten. 2 Kilometer hinter Wetzlar stellte sich heraus, dass diese Entscheidung ein Fehler war. Meine Waden (4. & 5. Leid) und Oberschenkel(6. & 7. Leid) schmerzten ganz ordentlich und ich wollte nur noch zum Bahnhof. Endlich in Dillenburg angekommen stellte mich der Präsi vor die Wahl: Tor 1, Tor 2 oder Tor 3.

Ich entschied mich für Tor 2 und fuhr weiter. Mein Zustand ähnelte dem eines verwundeten Zebras, das versucht Anschluss an seine Herde zu bekommen. Der Milchsäureanteil in meinen unteren Extremitäten musste mittlerweile höher sein als meine Muskelmasse. Hatte Wolle nicht davon berichtet?! Plötzlich kamen sie, die ersten Steigungen. Ich hatte das Gefühl den Mount Everest hochfahren zu müssen.

Auf einmal fuhr mein Rad wie von Geisterhand bewegt ohne jede Anstrengung den Berg hoch. Da war sie, die Hand Gottes an meinem Arsch! Ich drehte mich um und es war Joachim (8. Leid, mir hat noch nie jemand den Berg hoch geholfen). An dem dankenden Ausdruck meiner Augen (Reden war echt nicht drin) konnte er erkennen, wie erleichtert ich war. Darauf hin gab er lächelnd folgenden Kommentar ab: "Sag nichts, ich weiß doch dass es dir gefällt!" Oben angekommen ging es im Schneckentempo weiter nach Haiger. Dort habe ich mir dann nur noch die Fahrkarte geben lassen und bin mit Jörgi und Antje zum Bahnhof gerollt. Der zur Rettung eilende Zug ließ auch nur 6 Minuten auf sich warten und fuhr mich direkt bis nach Brachbach.

Am Bahnhof wartete dann schon die nächste Hürde auf mich. Wie sollte ich die Treppen zur Unterführung runter und vor allem wieder aus ihr raus kommen. Das muss für Außenstehende ausgesehen haben, als hätte ich mir in die Hosen gemacht und dazu noch den hämmernden Beat der letzten Technoparty in den Knien. Jetzt warteten nur noch 1km Straße und ca. 100 Höhenmeter darauf, von mir bezwungen zu werden. Ich legte den ersten Gang ein und beendete die Tour mit einem phänomenalen Endspurt von nur 25 Minuten ( Weltrekord! :-( ). Zu Hause angekommen legte ich mich für eine Stunde mit einem kühlen Getränk meiner Wahl in die Badewanne und verendete dann recht früh auf meiner Couch!

Das war er also, der Einradel-Frühjahrs-Straßen-und-Radwege-Klassiker über die Distanz von ca. 135 km. Ihr werdet Euch jetzt fragen, was mit dem 9.Leid ist. Was Wolle vergessen hatte in seinem didaktischen Vortrag zu erwähnen war, dass sich die überschüssige Milchsäure in meinen Beinen wohl vermutlich in Ziegelsteine transformieren würde. Alles in Allem war es aber eine Supertour mit garantiertem Spaßfaktor und grober Missachtung der StVO. Bin echt froh, dabei gewesen zu sein und freue mich schon auf den nächsten Ausritt!

Happy Trails, Didi

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 03. Oktober 2012 um 08:46 Uhr  

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